Die Rauhnächte

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Rauhnächte – Magie und Hintergrund

In einer Ära, in der Menschen noch den Mondphasen folgten, war die Beobachtung dieser zyklischen Muster weitaus einfacher als die der Sonne. Ein Mondmonat erstreckt sich über etwa 29,5 Tage, und indem dieser Zeitraum mit der Anzahl von zwölf Monden multipliziert wird, erhalten wir 354 Tage. Das bedeutet, dass uns 11 Tage und 12 Nächte des Jahres fehlen, eine Zeit, die als die „Rauhnächte“ bekannt ist, eine Periode jenseits unserer gewöhnlichen Zeitwahrnehmung. In den Rauhnächten wurde gefeiert, orakelt und geopfert. Es war und ist eine Zeit, in der Menschen sich selbst neu entdecken und ihre Herzen öffnen, sowohl für sich selbst als auch für ihre Mitmenschen.

Die Rauhnächte beginnen oft am Heiligen Abend und integrieren christliche Elemente. Ob man die christisch beeinflusste Version oder die ursprünglichen Rauhnächte der Heiden feiert, bleibt eine individuelle Entscheidung. Einige beginnen die Rauhnächte zur Wintersonnenwende, während andere sie mit dem Heiligen Abend assoziieren. Zu diesem Zeitpunkt, dem kürzesten Tag des Jahres und der längsten Nacht, öffnen sich die Tore zu anderen Dimensionen, und unsere Welt wird von mystischen und magischen Kräften durchströmt, die eine Weile anhalten. In dieser einzigartigen Energie der Rauhnächte liegt ihre wahre Kraft.

Du bist herzlich eingeladen, dich in dieser Zeit mit dir selbst zu verbinden und die Tage und Nächte zu nutzen, um dich zu erneuern. Der Ruf ist da, aber ob du ihm folgst, liegt allein in deiner Entscheidung. Mit dem Beginn der Rauhnächte werden die Tage allmählich länger, die Dunkelheit weicht dem Licht. In jedem Jahr bringt die große Göttin zur Wintersonnenwende einen neuen Gott zur Welt. Sie tritt nun zur Ruhe, und das Gotteskind, gleichbedeutend mit der Sonne, wächst heran. Noch verborgen im Dunkel wird es zu Imbolc, dem Fest des Lichtes, ein stattlicher junger Knabe sein. So wie die Sonne neu geboren wird, bereitet sich auch das Leben unter der Erde auf seine Wiederkehr vor. Blumenzwiebeln und Samen beginnen sich auf ihre Entfaltung vorzubereiten und werden sich bald dem Licht zuwenden. Alles, was zuvor tot erschien, erwacht zum Leben, und das Dunkel weicht dem Licht. Diese Zeit ist eine Phase der Transformation, wenn man es so sehen möchte, eine Zeit der Wiedergeburt des Lebens.

Die Tage der Nebel sind vorbei, die Tage, an denen die Blätter von den Bäumen fielen und in die Erde zurückkehrten. Die gesamte Natur hat sich in die Tiefe der Erde zurückgezogen und beginnt nun, wenn auch noch verborgen, wieder zum Leben zu erwachen. Unsere Gemüter waren oft von düsteren Gedanken umhüllt, so wie die Natur im Nebel lag. Doch nun bricht die Zeit der Klarheit an. Antoine de Saint-Exupéry sagte einst: „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Die Natur scheint zwar zu ruhen, hat jedoch ihre alten Kleider abgelegt, und manchmal bedecken dicke, weiße Schneeflocken die Landschaft und verleihen ihr einen bezaubernden, märchenhaften Glanz. Die Welt wird still, Ruhe kehrt ein, und wenn du mit dem Herzen lauschst, kannst du die Stille hören. Die Winterluft trägt einen besonderen Zauber, und die tief stehende Sonne taucht die Welt in einen schimmernden, goldenen Glanz.

Damit die Rauhnächte für dich zu einer besonderen Zeit werden und um dir selbst gerecht zu werden, bedarf es einiger Vorbereitungen. Da die 12 Rauhnächte der inneren Einkehr dienen und dem Übergang zwischen Chaos und Ordnung gewidmet sind, solltest Du vor dem 24.12. (besser noch bis zur Wintersonnenwende am 21.12.) alle wichtigen Dinge erledigt und abgeschlossen haben. Es sollte nichts mehr „unfertig“ sein. Sorge dafür, dass Dein Haus ordentlich ist. Dabei geht es nicht um Perfektion oder Pingeligkeit, es kommt darauf an, dass alles seinen Platz hat und Dich nicht ablenkt. Schulden sollten bezahlt sein, Geliehenes zurückgeben werden und alte Rechnungen beglichen sein in dieser Zeit. Sorge dafür, dass Du die Dinge für die Rituale, besonders für die Räucherungen, im Haus hast. Versuche so wenig wie möglich das Haus zu verlassen, zumindest für so „weltliche“ Dinge wie Einkaufen und Besorgungen machen.
Die Zeit der Rauhnächte ist eine Zeit des Rückzuges und der Besinnung.




Zwischen den Jahren - die Magie der einzelnen Nächte





1. Rauhnacht (22.12./25.12.)

Altes abschließen – Werde zur Quelle - Das Prinzip der Struktur und der Reduktion auf das Wesentliche. Die erste Rauhnacht steht für den Monat Januar, das Element ist Erde, die Energie ist Weiblich und das zugehörige Sternzeichen ist Steinbock. In dieser ersten Rauhnacht, begleitet von der mächtigen Energie des Steinbocks, begegnen wir den Herausforderungen, Zielen und Wünschen in unserem Leben.

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2. Rauhnacht (23.12./26.12.)

Still werden - Schließe Frieden mit der Vergangenheit. Das Prinzip der Unabhängigkeit und der Originalität. Der zugeordnete Monat ist Februar, das Element ist Luft, die Energie ist Männlich, das Sternzeichen Wassermann Der Wassermann bringt stets das Neue ans Licht, was die perfekte Zeit ist, um Neues zu beginnen. Seine Kreativität, Originalität und Spontaneität unterstützen uns.

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3. Rauhnacht (24.12./27.12.)

Sich öffnen - Der Fluss des Lebens. Das Prinzip der Grenzauflösung. Der zugeordnete Monat ist März, das Element ist Wasser, die Energie ist Weiblich, das Sternzeichen ist Fische. Das Leben fließt ständig, und an diesem Tag ermutigen uns die Fische, diesen Fluss des Lebens in uns zu spüren.

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4. Rauhnacht (25.12./28.12.)

Der inneren Welt vertrauen - Sei bereit für Opfer. Das Prinzip des Aufbruches und der Aggression. Der zugeordnete Monat ist April, das Element ist Feuer, die Energie ist Männlich und das Sternzeichen ist Widder. Heute unterstützt uns die Kraft des Widders, ein Sternzeichen, das für das Neue steht. Der Widder ermutigt dich heute ausdrücklich, nach vorne zu schauen.

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5. Rauhnacht (26.12./29.12.)

Den Körper heiligen - Finde deinen Weg. Das Prinzip der Sinnenfreude und des Selbstwertes. Der zugeordnete Monat ist Mai, das Element ist Erde, die Energie ist Weiblich und das Sternzeichen ist Stier. Lassen wir uns heute von der geerdeten Energie des Stieres inspirieren und nehmen etwas von seiner Gelassenheit in unseren Tag mit.

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6. Rauhnacht (27.12./30.12.)

Beziehungen heilen - Wandeln auf der Brücke zwischen den Jahren. Das Prinzip der Kommunikation und des Austausches. Der zugeordnete Monat ist Juni, das Element ist Luft, die Energie ist Männlich und das Sternzeichen ist Zwilling. Der Zwilling als Symbol für die Balance und die Dualität des Lebens. Er repräsentiert die Harmonie zwischen Innerem und Äußerem, das Streben nach Ausgleich inmitten zweier Welten.

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7. Rauhnacht (28.12./31.12.)

Die Gefühle umarmen - Das Prinzip der Gefühle und des Rhythmus. Der zugeordnete Monat ist Juli, das Element ist Wasser, die Energie ist Weiblich und das Sternzeichen ist Krebs. Der Krebs spricht die Sprache deiner Gefühle an. An diesem Tag ist es wichtig, auf die Botschaften deines Herzens zu hören und sie zu verstehen.

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8. Rauhnacht (29.12./01.01.)

Eine Entscheidung treffen – Inspiration finden. Das Prinzip der Autorität und der Ausstrahlung. Der zugeordnete Monat ist August, das Element ist Feuer, die Energie ist Männlich, das Sternzeichen Löwe. Nutze die Kraft des Feuers. Heute, an diesem achten Tag der Rauhnächte, laden uns die Energien des Löwen ein, das Feuer der Inspiration zu entfachen.

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9. Rauhnacht (30.12./02.01.)

Die Dinge ordnen – Die Kraft der Ahnen. Das Prinzip der Ordnung und der Vernunft. Der zugeordnete Monat ist September, das Element ist Erde, die Energie ist Weiblich, das Sternzeichen ist Jungfrau. Die Jungfrau ist ein Zeichen der Klarheit, Ordnung und Struktur. Sie fordert uns auf, unser Leben zu überprüfen und herauszufinden, wo es Unordnung und Chaos gibt.

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10. Rauhnacht (31.12./03.01.)

Achtsam werden – Sich der Spiritualität öffnen. Das Prinzip der Harmonie und der Partnerschaft. Der zugeordnete Monat ist Oktober, das Element ist Luft, die Energie ist Männlich und das Sternzeichen ist Waage. Die Energie der Waage lädt dich ein, nach Ausgleich und Harmonie in dir selbst zu suchen.

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11. Rauhnacht (01.01./04.01.)

Dankbar sein – Erkennen des inneren Kerns. Das Prinzip des radikalen Wandels. Der zugeordnete Monat ist November, das Element ist Wasser, die Energie ist Weiblich und das Sternzeichen ist Skorpion. Der Skorpion repräsentiert den unaufhörlichen Wandel im Leben. Alles, was wir erleben, unterliegt ständigen Veränderungen, und der Skorpion erinnert uns daran, dass wir lernen müssen.

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12. Rauhnacht (02.01./05.01.)

Zum Licht erwachen – Das Leben willkommen heißen. Das Prinzip des Wachstums und der Sinnfindung. Der zugeordnete Monat ist Dezember, das Element ist Feuer, die Energie ist Männlich und das Sternzeichen ist Schütze. Diese Nacht ist für Großes geschaffen, und sie ermutigt dich, sämtliche Begrenzungen und Ketten zu sprengen, die dich daran hindern, in deine volle Größe zu treten.

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13. Rauhnacht (03.01./06.01.)

Das Prinzip ist die Integration des Erfahrenen – Start ins neue Jahr. Das ist wie eine Jahreszusammenfassung, du kannst dir eine Vorschau aufs ganze Jahr anfertigen. Die Rauhnächte gehen zu Ende und die Tore zur feinstofflichen Welt schließen sich wieder. Lies Dir noch einmal Deine Aufzeichnungen durch und beantworte Dir folgende Fragen: Was hast Du an Erinnerungen verarbeitet, was musst Du noch aufarbeiten? Was möchte ich gerne loslassen? Was braucht noch Zeit? Was für neue Erkenntnisse nimmst Du mit ins neue Jahr? Wie würde ich diese letzten 12 Tage und Nächte zusammenfassend beschreiben?




Rituale zur Rauhnachtszeit





Räuchern in den Rauhnächten

Das Ausräuchern ist ein fester Bestandteil jedes Rauhnachtsrituals. Ich gebe Dir deshalb hier eine kleine Anleitung für eine solche Hausräucherung. Im Internet findest Du auch viele Informationen dazu. Zum Räuchern brauchst Du ein feuerfestes Gefäss, mit Sand gefüllt. Es gibt auch spezielle Räuchergefäße. Auf den Sand legst Du eine spezielle Räucherkohle, die Du vorher angezündet hast. Du musst einen Moment warten, bis sie an einigen Stellen weiss geworden ist. Dann legst Du das Räuchergut auf die Kohle und bewegst Dich damit durch die Räume. Am besten machst Du Dir noch einen Fächer aus Federn, um den Rauch gut verteilen zu können.

Hausräucherung

Die Prozedur einer Hausräucherung beginnt stets am Eingang des Hauses und erstreckt sich von dort aus über alle Etagen, einschließlich des Kellers und des Dachbodens. Begebe dich mit deinem Räuchermaterial zum Hauseingang, stelle das Räuchergefäß auf den Boden und knie dich davor. Halte deine Hände vor deine Brust und atme zwölf Mal tief ein. Anschließend zünde die Kohle an und platziere das Räuchermaterial darauf. Sobald Rauch entsteht, beginne in der untersten Etage des Hauses und arbeite dich im Uhrzeigersinn durch die Räume nach oben. Vertraue dabei deiner Intuition. Lass dich von ihr leiten, um herauszufinden, wohin es dich zieht und wo du verweilen sollst.

Wenn du wieder am Hauseingang angekommen bist, lasse das Räuchergefäß vor der Haustür stehen, damit es abkühlen kann. Für jede der Rauhnächte wird dir eine spezielle Räuchermischung vorgeschlagen, doch du bist frei eigene Kreationen zu verwenden. Reiner Weihrauch oder Salbei sind ebenfalls geeignet. Wenn du keine speziellen Räucherutensilien besitzt, können auch Räucherstäbchen verwendet werden, obwohl sie nicht die volle Intensität des Räucherns bieten.

Die Magie der 13 Wünsche in den Rauhnächten

Jeder von uns hat Wünsche, doch um ihre Erfüllung zu bitten hat eine besondere Wirksamkeit während der Rauhnächte. Diese magischen Nächte tragen eine einzigartige Kraft in sich. Vor Beginn der Rauhnächte, idealerweise in der Nacht vor der Wintersonnenwende, kannst du dir dreizehn Zettel nehmen. Auf jedem von ihnen schreibst du einen deiner tiefsten Wünsche. Vertiefe dich in dein Innerstes, lausche deinem Herzen und lasse es deine Wünsche formulieren. Verfasse deine Wünsche klar und präzise, ohne Umschweife, und vor allem in der Gegenwartsform, als ob sie bereits erfüllt wären. Nachdem du deine Wünsche niedergeschrieben hast, falte die Zettel und bewahre sie in einer Schachtel auf.

Es ist von entscheidender Bedeutung, fest an die Erfüllung deiner Wünsche zu glauben und sie kurz und prägnant zu formulieren. Vermeide es, Wünsche für andere Menschen zu äußern.

In der ersten Rauhnacht nimmst du die Schachtel mit den Wünschen. Schließe deine Augen und wähle intuitiv einen Zettel aus. Lies ihn nicht, sondern übergebe ihn dem Feuer. Lass die Asche vom Wind davontragen oder vergrabe sie im Erdreich. Alternativ kannst du die Asche bis zum Ende der Rauhnächte behalten und sie dann in einem rituellen Akt freigeben. Wähle einen Zeitpunkt zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang – spüre, wann der richtige Moment gekommen ist. Es wird gesagt, dass der Wunsch, den du in der ersten Nacht verbrennst, sich im ersten Monat des neuen Jahres erfüllt.

In den folgenden Rauhnächten wiederholst du diesen Prozess, indem du jeweils einen weiteren Wunsch auswählst und ihn dem Feuer übergibst, die Asche vergräbst oder für später aufbewahrst. Der Wunsch der zweiten Rauhnacht sollte sich im zweiten Monat des neuen Jahres erfüllen, der dritte Wunsch im dritten Monat und so fort.

Am Abend der zwölften Rauhnacht bleiben noch zwei Wünsche in deiner Schachtel übrig. Gib einen von ihnen dem Feuer, aber den dreizehnten Wunsch darfst du entfalten und lesen. Dieser Wunsch ist jener, den du im kommenden Jahr selbst erfüllen sollst. Beachte, dass Wünsche gestärkt werden können, indem du so handelst, als hättest du bereits das, was du dir wünschst. Beginne, dich so zu fühlen, als wären deine Wünsche bereits erfüllt. Handle und denke, als wärst du bereits am Ziel, und freue dich über den Fortschritt. Dies hat oft erstaunliche Auswirkungen und wird positive Veränderungen in deinem Leben bewirken.

Rauhnachtstagebuch

Vieles wird geschehen in den Rauhnächten. Diese Zeit steckt voller Wunder, du wirst es sehen. Je intensiver du bereit bist die Zeit zu erleben, dich auf sie einzulassen, umso mehr wirst du entdecken. Beobachte die Welt um dich herum ganz genau und achte in jenen Tagen vor allem auch auf den Wandel in deinem Inneren. Was geht in all der Zeit in dir vor? Ich empfehle dir in dieser intensiven Zeit Tagebuch zu führen. Schreibe alles auf was dir auffällt.

Notiere die Träume, welche dich in den Nächten besuchen. Sie haben dir viel zu erzählen und flüstern dir zu, was das nächste Jahr dir bringen wird. So wie die Wünsche, die wir dem Feuer übergeben, sollen sich auch unsere Träume der jeweiligen Rauhnacht in chronologischer Reihenfolge (1. Rauhnacht = Januar, 2. Rauhnacht = Februar, etc. ) erfüllen. Das Tagebuch sollte schon morgens griffbereit neben deinem Bett liegen, damit du sogleich deine Träume eintragen kannst. Beobachte dich selbst ganz genau und bringe deine Gedanken zu Papier. Es gilt all unser Erleben dieser intensiven Zeit festzuhalten, damit wir nichts vergessen.

Lasse nach jeder Rauhnacht in deinem Tagebuch etwa ein bis zwei Seiten Platz. So kannst du zum Beispiel im nächsten Januar zu den Seiten über die erste Rauhnacht zurückkehren und dir dann notieren, was sich für dich erfüllt hat.